Nach Kleidung im Internet zu suchen fühlt sich manchmal so an wie eine Expedition in den wilden Westen: Man hat zwar eine grobe Vorstellung von dem was kommt, kann sich das Ganze aber nicht so wirklich vorstellen. Wie kann ich als Nutzer wirklich wissen, ob mir der Pullover aus dem Online-Shop wirklich passt oder ob mir die Brille mit großem oder kleinem Rahmen besser steht? Diese Unsicherheit war bisher eine der größten Hürden im E-Commerce.
Das könnte sich alles bald ändern. Virtuelle Umkleidekabinen und Augmented Reality sollen im Online-Handel nämlich das ermöglichen, was bisher fehlt – das Anprobieren von Produkten.
3D-Avatare sollen das Online-Shoppen realitätsnah machen
Aktuell scheint sich dafür vor allem die Technologie der 3D-Avatare durchzusetzen. Diese werden entweder über einen Körperscan im Laden erstellt und dann online zur Verfügung gestellt oder direkt von Zuhause aus über das eigene Smartphone.
Beim Start-up Fitle laden Nutzer zum Beispiel Fotos von sich hoch und geben ihre Körpermaße an. Mit diesen Daten kann Fitle dann einen 3D-Avatar des jeweiligen Nutzers erstellen. Das Ergebnis: Nutzer können nun an ihrem Avatar die Kleidung aus unterschiedlichen Winkeln sehen.
Auch Retailer wie Otto oder Görtz glauben an die virtuellen Umkleidekabinen. Otto nutzt dafür die heimische Webcam der User, Görtz bot in einer PR-Aktion einen Scanner auf, mit dem Interessierte ihre Füße scannen konnten, um so anschließend Schuhe in 3D virtuell am eigenen Fuß „anprobieren” zu können.
Das Max Planck Institut wiederum hat eine Methode entwickelt, mit der Kleidung anhand von 66 Kameras dreidimensional und in Bewegung an einer Person virtuell erfasst und dargestellt werden kann. Als Nutzer sieht man dann nicht nur eine flache Version eines T-Shirts, sondern auch, ob es am Bauch spannt oder viel zu weit ausfällt.
Sicherheitsrisiko virtuelle Umkleidekabine?
Doch so aufregend diese neuen Möglichkeiten im E-Commerce sowohl für Kunden als auch für Online-Shops scheinen, so stellt sich auch die Frage nach dem Datenschutz. Denn Online-Shops erhalten damit natürlich auch Unmengen an neuen Nutzerdaten. Was passiert eigentlich mit diesen Daten?
Viele Online-Shops werden die Daten in zweifacher Hinsicht nutzen. Einerseits werden anonymisierte Daten zur eigenen Marketingforschung eingesetzt werden, andererseits werden die persönlichen Daten wahrscheinlich auch dafür genutzt, um die Online-Angebote perfekt auf den jeweiligen Kunden abzustimmen.
Da Datenmissbrauch schlecht fürs Geschäft ist, kann man auch davon ausgehen, dass die Online-Shops entsprechend verschärfte Sicherheitsmaßnahmen entwickeln müssen. Trotzdem sollte man als Nutzer hier Vorsicht walten lassen und vielleicht nicht gerade das Foto mit persönlichen Informationen im Hintergrund hochladen. In jedem Fall ist zu empfehlen, vorher gründlich die Datenschutzerklärung zu studieren – und im Zweifelsfall nachzufragen oder auf die virtuelle Anprobe zu verzichten.